27. September 2018 / Lokalnachrichten

Neue Forschungsgruppe am ZiF startet mit Vernissage und Konferenz

Vernissage: 1. Oktober 2018, 18 Uhr

Neue Forschungsgruppe am ZiF startet mit Vernissage und Konferenz

Neue Forschungsgruppe am ZiF startet mit Vernissage und Konferenz

Schuld ist ein quälendes Gefühl. Nach dem Schuldigen zu fragen oder Schuld zuzuweisen, kann Menschen, Gruppen und ganze Gesellschaften unter Druck setzen. Aber Schulddynamiken können auch Prozesse der Versöhnung oder des Neubeginns anstoßen. Die neue Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld sucht nach den produktiven Kräften der Schuld. Renommierte internationale Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Disziplinen werden für zehn Monate zusammen am ZiF an diesem Thema arbeiten. Die Forschungsgruppe startet am 1. Oktober 2018 mit der Vernissage „Spectral Latencies – Schuld im Überblick“ der US-amerikanischen Künstlerin Jane Mulfinger. Die Eröffnungskonferenz „Productive Guilt – Theoretical Approaches“ (Produktive Schuld - Theoretische Ansätze) findet vom 29. bis zum 31. Oktober statt.

„Wir verstehen ‚Produktivität‘ nicht primär im ökonomischen Sinne, der Begriff verweist vielmehr darauf, was aus Schuld alles entstehen kann“, erklärt der Literaturwissenschaftler Dr. Matthias Buschmeier von der Universität Bielefeld, der gemeinsam mit der Religionswissenschaftlerin Professorin Dr. Katharina von Kellenbach (St. Mary’s College of Maryland, USA) die Tagung leitet. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Rolle von Schuld bei der Entwicklung und Transformation von Kulturen und der Ausbildung sozio-kultureller Bindungskräfte zu untersuchen. Dazu haben sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ans ZiF geholt, die kulturell und disziplinär unterschiedliche Schuldkonzepte erforschen. „Die eingeladenen Fellows bringen ihre Forschungsansätze aus zahlreichen Disziplinen mit: der Traumapsychologie, der postkolonialen Sozialtheorie und Anthropologie, der Kulturtheorie, der narrativen Symbolik und der Sprachphilosophie, der Literaturwissenschaft, Theologie, Rechtstheorie und der praktischen Philosophie“, sagt von Kellenbach. 

Zudem gehe es darum, die westlichen Schuldtraditionen, die sich aus und im Judentum und Christum entwickelten, mit Traditionen anderer Religionen (Islam/Hinduismus/indigene Religionen) sowie mit dem Umgang in nicht-europäischen Szenarien (Indonesien/Indien/Mozambique) zu vergleichen: Gibt es universelle Aspekte von Schuld? Und wie verhält sich Schuld als (individuelles) Gefühl zu (kollektiven) sozialen und rechtlichen Praktiken von Schuld? In welcher Beziehung steht Schuld zu Scham, Reue, Bedauern, Verzeihen, Reinheit und anderen verwandten Phänomenen? „Damit hoffen wir einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Erforschung des Phänomens Schuld einzuleiten“, so Matthias Buschmeier.  

Die Lichtkünstlerin und Professorin an der University of California, Santa Barbara, Jane Mulfinger, entwickelt Skulpturen, Fotografie, Lichtinstallationen und Performances. Ihre Installation „Spectral Latencies – Schuld im Überblick“ ist vom 1. Oktober bis 8. November 2018 im ZiF zu sehen. Sie integriert neben Bildern auch Aussagen von Bielefelderinnen und Bielefeldern zum Thema Schuld in verfremdeter und anonymisierter Form. Sich Schuld einzugestehen und allererst auszusprechen ist oft schwierig, doch erst dadurch wird Mulfinger Verständigung wieder möglich. Die Künstlerin findet für gerade in der Flüchtigkeit des Lichts eine sinnfälligen Ausdruck für diesen Prozess: "Wie der Mensch nur Teile des Lichtspektrums sehen kann, sind unsere tiefsten Gedanken verborgen, solange sie nicht geteilt werden.“ Die Vernissage der Ausstellung bildet den feierlichen Auftakt der Arbeit der ZiF-Forschungsgruppe. 

Vernissage: 1. Oktober 2018, 18 Uhr 
Eröffnungstagung: 29. bis 31. Oktober 2018  
Ort: Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), Methoden 1, 33615 Bielefeld 

Weitere Informationen: 
http://wwwfo.uni-bielefeld.de/(de)/ZiF/FG/2018Culpa/

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